Es gibt vorgegebene Texte (nette Geschichtchen). Zu jedem Text gibt es mehrere Dialektversionen, gesprochen von verschiedenen Sprecherinnen bzw. Sprecher aus unterschiedlichen Teilgebieten des nordbadischen Sprachgebiets.
In der linken Spalte stehen die Originaltexte. In der rechten Spalte kommen die vier Variationen von unterschiedlichen Sprecher/innen aus den genannten vier Orten. Die "Versionen" sind als LINKs gestaltet. Nach dem Draufklicken können die Texte gehört werden. Die Originaltexte können mitgelesen werden.
Die Beispiele wurden vor längerer Zeit aufgenommen.
Das Frühjahr Wenn draußen die Kinder herumspringen, auf den Spielplätzen Mütter und Väter auf ihre Kinder aufpassen und auf dem Bolzplatz fast rund um die Uhr Leben ist, spürt man: Es ist Frühling. Man muss gar nicht in den Kalender schauen: Die Vögel singen schon in aller Früh auf allen Bäumen, und die Tage werden immer länger. Es pfeift von allen Dächern, was jetzt so los ist. Es wird wärmer, und man kann hinaussitzen. Die Biergärten und die Eisdielen locken mit allem, was sie anzubieten haben. Freilich: Wenn du einen Garten hast – wenn es auch bloß ein kleiner ist oder gar nur zwei Quadratmeter Balkon – dann hast du jetzt Arbeit. Die Hecken sind zu schneiden, das Gras ist zu mähen, es sind Blumen zu setzen. Wo man hinschaut, Ist etwas zu tun. Aber jammere nicht: Es ist einfach eine schöne Jahreszeit. Die Lust steigert sich von Tag zu Tag, auch in der Nacht, wenn sie auch immer kürzer wird. – Lass dich anstecken!
Text: Manfred Pfaus |
Ludwig Dreikorn, Wertheim
Monika Frisch, Waldstetten
Albin Hehn, Krensheim
Franz-Josef Petschenka, Osterburken
Annegret Böser Forst bei Bruchsal Dialekt: Bruhrain |
Moddersprooch
Quelle: Erwin Thoma
Marianne Westrich, Altheim
Marianne Westrich greift mit diesem, aufs Handy gesprochenen Text eine altes Gedicht von dem Heimatdichter Erwin Thoma auf und trägt es in Aaldemer Dialekt vor.
Sie ist in Altheim, genau: Walldürn-Altheim, geboren und dort aufgewachsen. Jetzt wohnt sie in Gerolzahn und ist Mitstreiterin für die Bewahrung des Dialekts, hier: des Aaldemer Dialekts.
Datei herunterladen "Moddersproch"
Schbeetjohr
Herbstgedicht von Manfred Pfaus
Manfred Pfaus (Berlin/Hettingen) hat im Herbst 2019 das folgende Herbstgedicht im Hettinger Dialekt geschrieben. - Der Autor der SprachRaum-Iee, Manfred Pfaus, 55 Jahre in Hettingen (jetzt: Buchen-Hettingen) wohnhaft, jetzt in Berlin, hat zahlreiche Gedichte z.B. über Heimateindrücke geschrieben. Er ist zwar kein "Heddemer", wurde aber im Dorf einschlägig sozialisiert. Er war einige Jahre Lehrer, später nach einem Zweitstudium 4 Wahlperoden Landtagsabgeordneter, schließlich pendelte er als Hauptgeschäftsführer der Ingenieurkammer BW, zwischen Stuttgart und Hettingen.
Annegret Steichler (Hettingen) trägt das Gedicht in Hedemer Sprooch vor. - Annegret Steichler lebt mit Karl Steichler zusammen und pflegt - zunächst in unterschiedlicher beruflicher Tätigkeit - den Hettinger Dialekt. Sie spricht als Alltagssprache "heddemerisch".
Kerwe in Hettje
Verfasst und Vortrag von
Gerhard Raab, Hettingen
Gerhard Raab, lange Vorstandsvorsitzender der Volksbank Franken, Fasnachter mit unendlich närrischer Begabung und jahrzehntelanger Erfahrung, schließlich viele Jahre Ortschaftsrat, Stadtrat in Hettingen und Buchen und Kreisrat, beschreibt in Heddemer Sprooch eine uralte Tradition im Dorf: die Kerwe (Kirchweih). Diese Tradition, die im gesamten südwestdeutschen Raum mit Kirchgang und fröhlichem Treiben, Tanz und Musik gepflegt wurde, ist auf rudimentäre Unterhaltungsveranstaltungen geschrumpft.
Die nachfolgenden Texte
haben verschiedene Autor*innen über ihr Smartphone aufgesprochen.
Gerhard Raab beschreibt in einem Gedicht, was in der Fasnacht in Hettingen (nicht) los ist, wenn Corona regiert. - Hier kommt das Gedicht.
Nogugge
In diesem Text berichtet Marianne Westrich auf Badisch Fränkisch (Aaldemerisch) wie man im Fußballstadion "nogguggd". - Do künnt des Gschichdle.
Die Gschicht vum Gaul
Gerhard Raab (siehe oben) verfasste in seiner humoristischen Laufbahn unendlich viele Geschichten und Gedichte zu dörflichen, aber auch zu allgemein gesellschaftlichen Ereignissen.
Das Pferd (der Gaul) spielte in der Landwirtschaft, die auch in Hettingen trotz starkem Handwerkerbesatz bis in die 1970er Jahre von Bedeutung war, eine wichtige Rolle. Um den Gaul gab's immer mal Episoden, die für die Betroffenen zunächst gar nicht lustig waren, sich aber dann zu lustigen Erzählgeschichten entwickelt haben. - Do künnt die Gschicht.
Der erste Schnee
Verfasst und vorgetragen von Monika Frisch, Waldstetten. Sie trägt in Schdejdemer Sproch selbst vor. - Do iss die Gschicht.
De Zebbelin übber Buche
Altes Gedicht in Buchemer Sprooch, gesprochen von Walter Jaegle. Er ist einer, der sich zu Recht "en echde Buchemer" nennt. - Hier kommt das Gedicht.
's Frühjohr
Bruhrain-Dialekt: Das ist der Landstrich zwischen Bruchsal und Schwetzingen. Der Dialekt ist auch fränkisch, aber in der mittelbadischen Diktion mit dem typischen "Singsang" des Kurpfälzischen.
Annegret Böser ist in der (inzwischen 8.000 Einwohner umfassenden) Gemeinde Forst bei Bruchsal geboren, aufgewachsen und lebt immer noch da. - Hier kommt ihre Version von "Das Frühjahr"
(Neckar-Odenwald-Kreis und südlicher Kreis Miltenberg)
Odenwäldische Dialekte |
Bedeutung in Standarddeutsch |
1. abbasse |
a) auflauern |
b) wegrasen |
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c) Tiefe Töne singen |
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2. achiern |
a) Radachse schmieren |
b) nachäffen |
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c) Erstaunt schreien |
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3. bedebberd |
a) wirr |
b) beschmutzt |
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c) unbeholfen |
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4. Bloaz |
a) Wunde |
b) Großer Kopf |
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c) Blechkuchen |
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5. böjtze |
a) erschrecken/Angst einjagen |
b) Unmäßig trinken |
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c) Bojen machen |
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6. Bouz |
a) Dreckbatzen |
b) vermummte Narrengestalt |
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c) Apfelbutzen |
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7. Büscheli |
a) Reisigbündel |
b) Halstuch |
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c) Aufhübschen |
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8. Deihengger |
a) Pferdehalfter |
b) Anhänger |
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c) Lausbub/Draufgänger |
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9. dischbediern |
a) Tisch sauber machen |
b) herumdiskutieren |
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c) Sich betrinken |
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10. duscheli |
a) halbdunkel |
b) Am Duschen erfreuen |
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c) rutschig |
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11. Eezechdicher |
a) Single |
b) Schwarm Elstern |
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c) Märchenerzähler |
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12. Elwetritsche |
a) Elbfähre |
b) Vogelgezwitscher |
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c) geheimnisvolles Fabelwesen |
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13. eschdimiern |
a) schätzen, respektieren |
b) Schuhe eincremen |
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c) Achsen o.dgl. schmieren |
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14. Fassel |
a) Märchen |
b) Zuchtbulle |
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c) Gefasel |
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15. förschi |
a) vorwärts |
b) forsch |
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c) stellvertretend |
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16. gadding |
a) passend |
b) Ehemann |
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c) wohlschmeckend |
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17. Glumbe |
a) Unrat |
b) Unbrauchbares Zeug |
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c) Quark |
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18. Goweddel |
a) Einbahnstraße |
b) Verwehungen |
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c) In eine bestimmte Richtung paddeln |
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19. gröischdi Gedoffel |
a) Bratkartoffeln |
b) Große Sünden beichten |
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c) Unhold |
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20. Hampfel Eemetze |
a) Hamsternest |
b) Hand voll Ameisen |
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c) Kleinwüchsiger |
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21. Hinnerschi |
a) Rückwärts |
b) Gehindert |
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c) Skibauart |
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22. Hobbass |
a) Besonders tiefer Bass |
b) Skatausdruck |
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c) Kleiner Hindernishügel |
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23. horre |
a) schleifen/rutschen |
b) schlimm |
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c) Mit Damen befassen |
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24. Kinnschmoad |
a) Stabilisierende Kinnbinde |
b) Babysitter |
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c) Schmorbraten |
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25. Mazauche |
a) verklebte Augenwinkel |
b) Fernsehaufzeichnung |
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c) Zwiebelart |
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26. noodeigschle |
a) zurechtrücken |
b) Dem Nachmittagsschlaf frönen |
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c) Dem Mond zugucken |
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27. raddeli |
a) sehr lebendig |
b) Geschickt im Radfahren |
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c) Wuseln wie Ratten |
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28. Riwwelischbloaz |
a) Den Kopf gewaschen |
b) Hereingeplatzter |
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c) Streuselkuchen |
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29. Schbreiseli |
a) Anfeuerholz |
b) Rechtschreibung |
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c) Hochpreisung |
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30. Schloddefoaß |
a) Mostfass |
b) Halter fürs Wetzzeug |
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c) Witzbold |
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31. Stöpferli |
a) Mittel gegen Durchfall |
b) Besonderes Stopfgarn |
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c) Schupfnudeln(„Bubespitzle“) |
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32. Verschdorrds |
a) Kaiserschmarrn |
b) Verrücktes |
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c) Gestörtes Quatschen |
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33. Zehne |
a) Futterkorb |
b) Zahnputzmittel |
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c) Zehnfaches |
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34. haid |
a) dunkel |
b) heute |
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c) Haare verklebt |
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35. Bruschem |
a) Frecher Bursche |
b) Bronchien |
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c) Brosamen |
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36. neuschiri |
a) neu für alt |
b) neugierig |
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c) neuer Schiedsrichter |
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37. Gruschele |
a) kleines, unbedeutendes Wesen |
b) Rumwühlen |
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c) Gruseln |
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38. verurenkele |
a) durcheinander machen |
b) den Onkel nachäffen |
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c) Urkunde fälschen |
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39. gniz |
a) intelligent |
b) geizig |
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c) hintenrum |
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40. Glodzböck |
a) Stiefermütterchen |
b) Holzklotz |
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c) Geisböcke |
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41. Abschniedli |
a) Friseurkunst |
b) Schnittlauch |
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c) Kleine Abschnitte |
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42. Reibock |
a) Sägbock |
b) Reibholz |
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c) Fahrradlenkstange |
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43. Reefade
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a) Rainfarn |
b) Fahrdienst ins Dorf |
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c) Reinfarbener Faden |
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44. Äicherle |
a) achierender Fasnachter |
b) Eichhörnchen |
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c) Eichenholzstäbchen |
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45. Dännes |
a) Tannenholz |
b) Tänzer |
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c) dummes Zeug |
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46. Schinnos |
a) chinesische Autos |
b) eigenwilliger Dickkopf |
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c) krumme Nase |
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47. marodi |
a) untergewichtig |
b) krank |
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c) meerähnlich |
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48. häßkröätich |
a) krötenähnlich |
b) verhasst |
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c) rausschreien |
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49. Schoofmaüliszulot |
a) Schafherde |
b) Feldsalat |
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c) Maulaffe |
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50. harrdli |
a) eiligst |
b) stur |
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c) struwwelig |
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51. Führing |
a) Führung |
b) Ackergrenze |
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c) Metallring |
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52. Loahme |
a) Lehm |
b) lahmer Kerl |
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c) lahmes Weib |
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53. Liddm |
a) tiefer liegender Lehm |
b) Lied mit Noten |
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c) Triefendes Augenlid |
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54. Schdöpferli |
a) Schupfnudeln |
b) Badwannendichter |
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c) Lederal |
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55. Semmede/Sehmed |
a) Samensack |
b) Sehschwäche |
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c) Kartoffel-/Mehlgericht |
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56. Schoude |
a) Paprikaschode |
b) unflätiger/rücksichtsloser Mensch |
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c) Erbsenhülle |
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57. Hoagsaicher |
a) Lehrer |
b) Leiter für die Scheune |
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c) Haken |
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58. Dausch |
a) Daumennagel |
b) Mutterschwein |
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c) Tauschgeschäft |
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59. Schoude |
a) Ungezogener |
b) Schote |
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c) Schulterblatt |
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60. Fasselschdaal |
a) Schalbindungsart |
b) Farrenstall |
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c) Holzverschalung |
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61. gedruggeld^. |
a) getrocknet |
b) lieb gedrückt |
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c) verdruckt |
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62. Lauschbuh |
a) Theaterprotest |
b) Stalker |
|
c) frecher Junge |