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Dialekte (Einführung)

In allen Ländern dieser Erde gibt es Dialekte, Sprachabweichungen von dem, was in einem Land üblicherweise als Normal- oder Standardsprache angesehen wird. Vielfach ist der Unterschied, ob es sich bei dem Gesprochenen um Sprache oder Dialekt handelt, nicht einfach.

Gemeinsam ist, dass im Zuge der Globalisierung Dialekte und ganze Sprachen verschwinden. Kennzeichen: Die jüngsten Einwohner („Enkelgeneration“) eines Landes sprechen die Sprache oder den Dialekte nicht mehr.

 

Bedrohte Sprachen

für die Nachwelt retten

Linguisten und Ethnologen bemühen sich weltweit, gefährdete Sprachen für die Nachwelt zu retten – so etwa im Rahmen der Förderinitiative "Dokumentation bedrohter Sprachen" (DobeS), einer Art digitaler Arche Noah für bedrohte Sprachen.

Die Initiative wurde 1999 von der Volkswagenstiftung initiiert und seitdem mit 28 Millionen Euro unterstützt.

Über einhundert gefährdete Sprachen hat DobeS bisher für die Nachwelt dokumentiert – schriftlich sowie als Audio- und Videodateien. Das digitale Archiv der Initiative befindet sich im Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nimwegen. Über die Projektwebseite ist diese Arche Noah für bedrohte Sprachen für alle Interessierten zugänglich.

Es gibt eine Reihe weiterer Projekte wie zum Beispiel das Enduring Voices Project der US-amerikanischen National Geographic Society. Auch das Suchmaschinenunternehmen Google betreibt eine Arche Noah für bedrohte Sprachen. Auf der Webseite Endangered Languages werden zurzeit mehr als 3.000 Sprachen mit Sprachbeispielen oder Videos dokumentiert. Auf einer Weltkarte wird angezeigt, welche Sprachen in welchen Ländern zurzeit akut bedroht sind.

 

Dialekt als Muttersprache

Dessen ungeachtet werden Dialekte noch immer gesprochen. Die Mehrheit der Deutschen benutzt - mehr oder weniger bewusst – den angestammten, überlieferten Dialekt als Muttersprache. „Mehrheit“ heißt, dass die Deutschen statistisch mehrheitlich über 40 Jahre alt sind, und die sprechen in der Regel ihren Dialekt.

Belege für das noch immer aktive Dialekt-Sprechen erlebt man beim Besuch diverser Stammtische in den Dörfern und Städten. In den Volksfest- und Fasnachtstagen gibt es in zahlreichen Vereinen Auftritte in den örtlichen Dialekten. Nicht zuletzt lassen die zahlreichen Originaltonaufnahmen in den Seiten des „SprachRaums“, einer Online-Plattform des Bezirksmuseums Buchen eine große Dialektvielfalt, etwa in BadischFranken, erkennen.

 

Gefälle

Insgesamt ist ein Stadt-Land-Gefälle und Nord-Süd-Gefälle zu beobachten: Auf dem Land sprechen die Menschen häufiger Dialekt als in den Städten. Und es gibt ein bemerkenswertes Nord-Süd-Gefälle: In Süddeutschland ist Mundart (Synonym für Dialekt) verbreiteter als im Norden, wo die Dialekte bereits stark von der Standardsprache verdrängt werden.

Und es gibt ein Alt-Jung-Gefälle. Während die „Ur-Opa“-Generation - die über 70Jährigen – noch den ziemlich unverfälschten Urdialekt ihrer Gegend sprechen, schätzen die Generationen bis zum Alter von etwa 30 Jahren ihre Alltagssprache zwar als Dialekt ein. Allerdings fehlen typische Ausdrücke und verschiedene sprachliche Besonderheiten.

 

Aussterben 

Das Aussterben kann der aufmerksame Beobachter in Gesprächen unter Kindern und Jugendlichen in allen Landesteilen nachvollziehen. Besonders deutlich wird das an den Haltestellen der diversen Schulbusse. Dialekt wird da kaum noch gesprochen.

Die heutige „Enkelgeneration“ versteht zwar noch die Dialekte ihrer Eltern und Großeltern, aber spricht sie nicht mehr. Sie spricht ein mehr oder weniger gelungenes sog. Hochdeutsch. Viele Jungen separieren sich auch im Neckar-Odenwald-Kreis von den Alten und bringen dies auch in ihrer sprachlichen Kommunikation zum Ausdruck, inkl. SMS, Twitter, Blogs, Kanak und Facebook.

 

Soziokultureller Hintergrund

Sprache spiegelt die soziokulturellen Hintergründe der Sprechenden. Und wenn eine Sprache ausstirbt, spiegelt dies die gesellschaftlichen Veränderungen. Die sich abzeichnende Einheitssprache spiegelt die Einheitsgesellschaft. - Eine Wertung ist nicht einfach.

 

Mobilität

Die räumliche und die virtuelle Mobilität im Umgang

  • mit dem allgegenwärtigen Rundfunk,
  • mit den vielen Streamingdiensten,
  • mit den entwickelten Massenmedien,
  • mit der EDV und nicht zuletzt
  • mit der Urlaubspraxis und dem Fremdenverkehr

beschleunigen die alltägliche Sprachentwicklung – weg vom Dialekt. - In Gesprächen mit den Jungen, auch im ländlichen Raum, erfährt man, dass Dialekte als Relikte von Umgangs- und Kommunikationsformen früherer Zeiten betrachtet werden. Sie sind uncool.

 

Manfred Pfaus: „Für mich ist das Dialektsterben Motivation zur Wortmeldung.“

  • Dialekt ist ein wichtiges Element unserer Kultur.
  • Ich will aufmerksam machen, dass hier ein wichtiges Element unserer Kultur verschwindet.
  • Ich halte dagegen, wenn behauptet wird, Dialekt sei Abbild einer minderen Kultur. Dialekt sei eine Bauernsprache. (Anlass, darüber nachzudenken, ob „Bauern“ Angehörige einer minderen Kultur sind.)
  • Ich wehre mich gegen verbreitete Äußerungen, wonach wir froh sein sollten, wenn der Dialekt verschwindet.
  • Ich wende mich gegen Forderungen in Familien und Schulen, nicht weiter im Dialekt zu sprechen.
  • Nicht zuletzt: Ich habe Spaß an der Sprache, auch am Dialekt in seiner ganzen Vielfalt.

 

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© Manfred Pfaus

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